Oekoandina

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Emilias kleiner Bruder Antonio ist in diesem Jahr in die obligatorische Vorschulklasse für Fünfjährige gekommen. Die Umstellung fiel ihm zunächst schwer, denn nun muss er sich mehrere Stunden am Tag in einem geschlossenen Raum aufhalten, soll stillsitzen und zuhören. Aber es gefällt ihm auch: Geschichten hören, malen dürfen, die ersten Buchstaben lernen. Antonio hat Glück, seine Klasse hat ein neues Gebäude bezogen, und das hat etwas ganz Besonderes: eine solare Fußbodenheizung. Auch im Winter, wenn das Eis in der Pfütze auf dem Schulhof den ganzen Vormittag nicht auftaut, ist es in Antonios Klassenzimmer angenehm warm. Er kann sich sogar zum Spielen auf den warmen Fußboden setzen. Emilias Klasse hingegen ist noch in dem alten Schulgebäude untergebracht. Von 9 bis 13 Uhr muss Emilia in einem völlig ungeheizten Raum ausharren, nur in den Pausen kann sie sich in der Sonne auf den Schulhof etwas aufwärmen. Emilia und ihre Freundinnen sind deshalb oft erkältet. Im Winter hustet die ganze Klasse wochenlang, auch Blasenentzündungen sind häufig.

Antonios Vater hat zusammen mit den anderen Männern des Dorfes beim Bau des neuen Schulgebäudes mitgearbeitet. Unter Anleitung der Techniker der Stiftung EcoAndina und des Vereins Solar Global e.V. haben die Männer einen Steinspeicher unter dem Fußboden verlegt und auf dem Dach des Gebäudes einen Warmluftkollektor installiert. Tagsüber wird in diesem Warmluftkollektor unter Sonneneinwirkung warme Luft produziert. Ein ebenfalls auf dem Dach montiertes Solarpanel versorgt eine Reihe kleiner Ventilatoren mit Energie. Diese Ventilatoren wiederum erzeugen einen kontinuierlichen Luftstrom, welcher die auf dem Dach produzierte Wärme abzieht und in den im Inneren des Gebäudes liegenden Wärmespeicher leitet. Auf diese Weise wird der aus Wackersteinen bestehende Speicher mit Energie beschickt und aufgeheizt. Der Steinspeicher gewährleistet tagsüber eine angenehme Raumtemperatur, und er verhindert das nächtliche Auskühlen des Gebäudes. Außerdem wurde in diesen Kreislauf eine Warmwasserversorgung integriert. Mittels eines Wärmetauschers wird ein Teil der in dem Warmluftkollektor produzierten Energie zur Erwärmung von Wasser genutzt. Antonio und seine Freunde freuen sich an dem fließenden warmen Wasser, wenn sie von ihrer Lehrerin zum Händewaschen geschickt werden.

Früher ist Antonio immer schnell davongerannt, wenn ihm seine Mutter die Haare waschen wollte – mit der Waschschüssel auf dem Hof hinter dem Haus, wo ihm im Winter der eisige Wind in die nassen Haare fuhr und er hinterher oft Ohrenschmerzen hatte. Heute macht ihm sogar das Baden Spaß. Einmal in der Woche geht er mit seiner Schwester in das neueröffnete Baño Solar Andino (Solares Andenbadehaus). Dort kann er sich eine von drei vorhandenen Duschkabinen aussuchen und sich unter einen Strahl richtig heißen Wassers stellen. Das Duschwasser wird von einem Sonnenkollektor erwärmt, der sich zusammen mit einem großen Warmwasserspeicher auf dem Dach des Gebäudes befindet. Er hat einen doppelten Kreislauf, der gewährleistet dass der Kollektor während der eisigen Hochlandnächte nicht einfriert. Nach seinem Bad kann sich Antonio eine Weile in einem sonnendurchfluteten Vorraum aufhalten, wo er sich in aller Ruhe seine Haare trocknet und Pullover und Anorak überzieht. Erst wenn er die dicke Wollmütze auf seinen frischgewaschenen Kopf gestülpt hat, wagt er sich auf die Straße hinaus, wo die dünne Hochgebirgsluft trotz des strahlenden Sonnenscheins recht kalt ist.

Auch beim Bau des Baño Solar Andino haben die Eltern von Emilia und Antonio mitgeholfen. Zusammen mit anderen Männern und Frauen haben sie Lehmziegel hergestellt, Mauern aufgeschichtet, Leitungen verlegt. Direkt im Anschluss an das Gebäude haben sie eine Grube ausgehoben, welche mit speziell geschichtetem Erdmaterial aufgefüllt und mit Schilfpflanzen bestückt wurde. Diese biologische Pflanzenkläranlage ist in der Lage, das anfallende Abwasser soweit vorzuklären, dass es wieder zu Bewässerungszwecken genutzt werden kann. Das ist ein wichtiger Aspekt in einer Gegend, wo jeder Tropfen Wasser eine Kostbarkeit ist. Die Gemeindemitglieder haben eine Kommission gegründet, die den Betrieb des öffentlichen Badehauses regeln soll, damit alle daran interessierten Familien diese neue Möglichkeit nutzen können. Noch gibt es viel zu diskutieren, es ist ja auch alles ganz neu...

doch das ist hauptsächlich für die älteren Dorfbewohner so.....für Emilia und für Antonio ist das alles schon ganz selbstverständlich geworden!

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Kartoffelanbau mit
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Möhrenanbau ohne Tröpfchenbewässerung

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