Oekoandina

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Kontakt: W. Herget/H. Kleine-Hering/T. Siepelmeyer

Ökologischer Bergbau und gerechter Handel - ein Dauerthema

Goldwäscher in der Puna jujeña

Gold

Goldbergbau steht international in der Kritik: die Minen verseuchen Land und Wasser, Menschen werden vertrieben, und Unfälle gefährden ganze Regionen. Insbesondere trifft dies für den "sekundären Wirtschaftsbereich" zu, in dem das von großen Bergbaugesellschaften als unrentabel eingestufte Abraumgestein von "mineros" mit Hilfe von umweltschädlichen Chemikalien ein weiteres Mal aufbereitet wird. Ähnliches gilt für das von den großen Minengesellschaften bereits ausgebeutete Gelände. Dieses Wirtschaften ist für die Beteiligten mit großen gesundheitlichen Risiken und einer geringen Rentabilität verbunden. Dieser "Kleinbergbau" wird manchmal im Rahmen von "Fairem Handel"  abgewickelt, ist jedoch nicht als ökologisch zu bezeichnen. Nur in Nordwestargentinien, in der Puna, ist die Produktion sowohl ökologisch verträglich als auch dem Fair Trade verpflichtet, so dass es mit Recht als ÖkoFaires Gold bezeichnet werden kann. Das dort gewonnene Gold besitzt darüber hinaus eine stoffliche Zusammensetzung, die ihm eine Premiumstellung einräumt.

 Ende der 80-er Jahre wurde im Rahmen des "Plan Aurífero" in Nordargentinien ein System entwickelt, in dem die Ressource Wasser nachhaltig genutzt wird, das Gold lediglich gewaschen und nicht chemisch extrahiert werden muß und der Verkauf des gewonnenen Goldes so organisiert war, dass eine hohe Rentabilität erreicht wurde.

 Dieses Vorhaben, das in der ersten Hälfte der 90er Jahre in der Puna Nordargentiniens umgesetzt wurde, zeigt, dass eine Form der Goldgewinnung, die sowohl kaum ökologisch schädliche Auswirkungen aufweist als auch den Goldwäschern ein Existenzminimum erlaubt, prinzipiell möglich ist. In den folgenden Jahren zogen sich die staatlichen Stellen nach und nach aus der Organisation des Vertriebes zurück und überließen den An- und Verkauf des Goldes den lokalen Banken. Dies brachte aus unterschiedlichen Gründen einen Rückgang der Produktion mit sich.

Bedingt durch die wirtschaftliche Krise in Argentinien einerseits, den relativ hohen Goldpreis auf den internationalen Märkten andererseits sowie die wachsende Nachfrage nach ethisch und ökologisch unbedenklich gewonnenem Gold in Europa entsteht eine für die Zielsetzung des ehemaligen "Plan Aurífero" günstige Gesamtsituation.

Dies wird nun auf privatwirtschaftlicher Basis neu organisiert. Dabei wird das Gold direkt von den "mineros" angekauft, von einer nationalen und autorisierten Stelle, analysiert und zertifiziert und anschließend vorwiegend in Deutschland - aber auch anderen Ländern - an Goldschmiede und Designer weitergegeben, die sich dem „Fair Trade" verpflichtet fühlen.


Silber

Das "Faire Silber" stammt überwiegend aus den Halden und Abraumdeponien von alten Minen auf dem Hochplateau Boliviens zwischen Oruro und Llallagua. Bolivien hat eine jahrhundertealte Bergbautradition, hauptsächlich wurde Zinn, Silber, Blei und ein wenig Gold abgebaut.

Diese Halden sind stark belastet mit Sauerwässern („acid mine drainage") und Schwermetallen, die eine Gefahr für Ackerland, Grundwasser und Flüsse darstellen und somit auch für die Lebensgrundlagen der Menschen, die dort leben. Deshalb müssen die belasteten Halden und Böden aufgearbeitet werden, was auch seit Mitte der Neunziger Jahre in kontinuierlichen Projekten wie Sanierung von Grubenrückständen, Wasserbohrungen und –klärungen betrieben wird.

Weil sich in dem schwefelhaltigen Gestein auch noch wertvolle Mineralien befinden, wie z. B. Silber (die Methoden des historischen Silberabbaus waren noch nicht so effektiv wie die modernen), lassen sich aus dem Abraum neben Silber noch weitere Metalle gewinnen.

So sammeln z.B. Frauen oder auch ganze Familien das Erz aus diesen Halden und bringen es zur Weiterverarbeitung an die Stelle, wo an der Sanierung der Minenrückstände gearbeitet wird.

Sanierung von belasteten Grubenrückständen bedeutet in erster Linie, dass der giftige Abraum auslaufsicher eingedämmt wird. D.h., es erfolgt eine Abdichtung nach unten und eine Erdaufschüttungen darüber. Dabei werden die sauren Wässer aus den Gruben und entwässerten Rückständen gesammelt und entgiftet.

Kleinere Projekte werden von der Technischen Universität in Ororu als Rehabilitationsprojekt begleitet, die sich bemüht, Regierung, Zechengesellschaften und nichtstaatliche Organisationen zu überzeugen, dass diese Sanierung auf eine ökonomisch nützliche Art getan werden kann, in dem man aus den Rückständen vor der Eindämmung noch Silber und andere Mineralien gewinnen kann.

Die Gewinnungsmethoden heißen Klauben (ein Trennverfahren/Sortiertechnik nach Farben, Gewicht etc.) und Flotation (chemisches Verfahren). Das Rohsilber wird so in Bolivien aufbereitet, bevor es in Deutschland in einer Scheideanstalt weiterverarbeitet wird.

Über diese Aktivitäten auf dem Metallsektor hinaus werden auch nachhaltige Projekte im Kleinstbergbau unterstützt. Diese basieren auf lokalen Ressourcen wie Onix, Alabaster, Ignimbrite, Mineralien, Naturfarben, Naturplatten u.ä., die nach der Extraktion in der Region zu Schmuck und Kunstgegenständen weiterverarbeitet werden. Auf diese Weise können lokal Arbeitsplätze geschaffen werden, die zumindest einen Zugewinn erbringen und damit der einheimischen Bevölkerung ein weiteres Standbein der Existenzsicherung bieten.

Die Stiftung EcoAndina und hier in Deutschland der Verein OekoAndina e.V. haben es sich zur Aufgabe gemacht, bei der Organisation des Handels Hilfestellung zu leisten mit dem Ziel, eine stabile und ökologisch wie sozial unbedenkliche Produktion und nachhaltige Vertriebsstruktur von Gold und Silber aus dem Altiplano aufzubauen.

Wir arbeiten dabei mit dem Zentralverband der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere e.V. (ZVdDGSuJ) und Fair Trade in Gems and Jewelry zusammen.


Fair Trade

Untrennbar verbunden mit der eigentlichen Produktion ist die Art und Weise, wie mit diesem Erzeugnis gehandelt wird. Wir fühlen uns dem Gedanken des Fair Trade verpflichtet. Das bedeutet für uns eine Handels-partnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht. Damit leisten wir zusätzlich auch einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und Stabilisierung der lokalen Gemeinschaften im Sinne der Ecofizierung der Puna.

Was bedeutet das konkret?

Es bedeutet im Wesentlichen einen fairen Umgang mit allen Beteiligten und auf allen Stationen.

Das beginnt bei den Produzenten, denen mehr als der jeweils aktuelle Weltmarktpreis bezahlt wird. Daneben wird auf verschiedenen Ebenen Hilfestellung geleistet: bei den Produktionsprozessen, dem Arbeitsmaterial, der Vermarktung, aber auch der Information und Weiterbildung.

Beim Weiterverkauf beinhaltet Fair Trade transparente Preise und Informationen zum Produkt und zu den Bedingungen der Produktion.